Die Arbeit mit Vielfalt, mit hofeigener Sortenentwicklung und Saatgutvermehrung ist eines unserer zentralen persönlichen Anliegen.
Der Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft und somit einer Produktion, die ganz auf Bedürfnisse von VerbraucherInnen ausgerichtet ist, bietet unserer Meinung nach das bestgeeignete Umfeld, um an der Weiterentwicklung von Gemüse und Gemüsesorten zu arbeiten.
Diese Arbeit basiert auf Vorleistungen vieler Generationen von BäuerInnen und ZüchterInnen und kann idealerweise in einem Raum von Freiheit und Wertschätzung passieren. So sehen wir auch die Ergebnisse unserer Arbeit als „open source“ für künftige Weiterentwicklungen an.
Sosehr wir Einschränkungen in der Weitergabemöglichkeit von Saatgut für wenig sinnvoll halten, sosehr halten wir auch das derzeit praktizierte Sortenwesen für unzeitgemäß.
Vor diesem Hintergrund entwickeln wir das
Projekt S O R T E N F R E I
Begriffsklärungen:
sorte: f. art, gattung, species. ein lehnwort aus gleichbedeutendem franz. sorte, ital. sorta (aus lat. sors, sortem), das ursprünglich der kaufmännischen sprache anzugehören scheint und sich im beginn der neuern zeit über alle germanischen sprachen verbreitet hat
J. u. W. Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände. Leipzig 1854–1961
Sortenschutz: ein im Sortenschutzgesetz rechtlich gesicherter Eigentumsanspruch auf Pflanzenzüchtungen.
Sortenschutz für Gemüse-Sorten gibt es, seit Saatgut zu einem Handelsgut geworden ist. Voraussetzung für den Handel mit Saatgut-Sorten ist deren Eintragung in die EU-Sortenliste.
Nur gelistete Sorten dürfen uneingeschränkt gehandelt werden.
Eine Eintragung kann nur erfolgen, wenn die Sorte ein geprüftes Maß an Einheitlichkeit aufweist.
Sortenreinheit und Sortenechtheit (bzw. normierte Einheitlichkeit) ist eine grundlegende Voraussetzung für eine Produktion unter industriellen Bedingungen.
Andere Produktionsbedingungen und Ansprüche an Sorten werden vom Saatgutverkehrsgesetz nicht in Betracht gezogen.
Solidarische Landwirtschaft eröffnet sowohl für ProduzentInnen als auch für KonsumentInnen und PflanzenzüchterInnen die Möglichkeit, Normierungs-Zwänge aufzuheben.
Das Gemüse muss nicht die Eineitlichkeitserfordernisse des Handels erfüllen, und KonsumentInnen werden nicht mit „Norm-ware“ bedient sondern können ihre individuellen Vorlieben entdecken.
Für den Anbau in einem Solidarischen Produktionsrahmen sind in vielen Produktionsbereichen gerade „Sorten“ interessant, die dem Saatgutverkehrsgesetz nicht gerecht werden:
Eine Uneinheitlichkeit in der Entwicklungszeit und Reifedauer ermöglicht einen längeren Erntezeitraum, uneinheitliche Größen kommen unterschiedlichen Verbrauchsbedürfnissen entgegen, die Uneinheitlichkeit des Pflanzenbestandes am Feld birgt in sich eine höhere Widerstandskraft gegen div. Krankheiten. Darüber hinaus ermöglichen erst uneinheitliche Gemüsebestände eine Weiterentwicklung und Anpassung einer Sorte an die eigenen Anbauerfordernisse.
Das Projekt Sortenfrei setzt sich zum Ziel, Saatgut-Linien (mit möglichst transparent beschriebener Herkunfts- und Entstehungsgeschichte) mit anderen Betrieben auszutauschen oder an experimentierfreudige Personen weiterzugeben, auch oder gerade wenn sie den klassischen Sortenerfordernissen nicht entsprechen. Eine Verfügbarkeit von Versuchssaatgut ist für Winter 2024/25 geplant. Anfragen bitte an info@ackerschön.at
Aktuelle Ackerschön-Projekte:
Winter- und Überwinterungsgemüse:
– Sprouting-Brokkoli für die Frühjahrsernte
– kopfbildender Butterkohl
frostharte Überwinterungszichorien:
– Puntarelle, Castelfranco, Frisee
– Zuckerhut-Castelfranco-Chicory Kreuzungen
– Chinakohl – Pak Choi Kreuzungen
Bunte Lagerrettiche
weitere aktuelle Themen sind u.a: (siehe auch #saatgutsortenfrei )
– Freiland-Trockenparadeiser
– Lycopin- und Anthocyan-Karotten
– Spargelsalat-Vielfalt
– rothülsige Zuckerschoten, großhülsige Zuckerschoten
– Kerbelrüben
– Gemüsezwiebeln
– bunte Zuckerwurzeln
– gelbe Zucchini
– rotstielige Stangensellerie
– Winterfenchel
– samenfeste Erdbeeren
– ackerschöne, samenvermehrte Schnittblumen (Zinnien, Dahlien, …)